Der westafrikanische Staat Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Doch dort besteht ein für diese Region fast einzigartiger politischer Wille, behinderte Staatsbürger beim Lebensunterhalt zu unterstützen. Die Regierung stellt einen Behindertenausweis zur Verfügung, mit dem man kostenlosen Zugang zu Gesundheitsfürsorge, Transportkosten und Bildung bekommt.
2009 hat Burkina Faso das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ratifiziert und ein Jahr später eine nationale Strategie zum Schutz und zur Förderung von Menschen mit Behinderungen verabschiedet.
In der Hauptstadt Ouagadougou befindet sich das einzige bekannte inklusive Schulungszentrum in Westafrika für Gehörlose und Schwerhörige, le Centre d’Education et de Formation Intégrée des Sourds et des Entendants (CEFISE, das Zentrum für integrierte Schulung von Gehörlosen und Hörenden). Dort werden taube, hörende, körper- und sehbehinderte Kinder sowie Kinder mit leichten Lernschwierigkeiten gemeinsam unterrichtet. Unter den 3.882 Schülern haben ungefähr 500 eine Behinderung.
Schulleiterin Thérèse Kafando erklärt: „Es gibt eine einzige Welt für alle, nicht eine für Behinderte und eine für Nicht-Behinderte.“ Sie sagt, Integration sei die beste Möglichkeit, behinderte Kinder auf ein erfolgreiches Leben nach der Sekundarschule vorzubereiten. Wenn Behinderte und Nicht-Behinderte getrennt lernen, haben sie später oft Schwierigkeiten, wenn sie miteinander Arbeiten müssen, sagt Kafando. Nach der Schule machen viele an einer örtlichen Universität weiter und finden Arbeit außerhalb der für Behinderte üblichen Rollen als Koch oder Putzhilfe.
Am CEFISE sitzen die gehörlosen und hörenden Kinder in gemischten Gruppen, damit sie miteinander lernen und zusammenarbeiten. Die hörenden Lehrer lernen Gebärdensprache und ein gehörloser Hilfslehrer ist dabei, um sich darum zu kümmern, dass die gehörlosen Kinder auch mit dem Unterrichtsinhalt Schritt halten. Einige Kritiker haben geäußert, dass eine solche Integration zu einer Zunahme von Mobbing führen könnte, doch Klassenlehrer am CEFISE, Rasmané Zougmore erzählt das Gegenteil, die Kinder würden gut zusammenarbeiten, als würde keine Behinderungen zwischen ihnen stehen.
Nach einer Schätzung von Light for the World gehen rund zwei Drittel der in Burkina Faso lebenden Kinder mit Behinderungen nicht in die Schule. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, hat die burkinische Regierung eine Abteilung für die Förderung von integrierter Bildung geschaffen und 2015 eine nationale Strategie zum selben Zweck gestartet. Damit soll auch die Stigmatisierung von Behinderung verringert werden sowie die Anzahl an behinderten Kindern, die von ihren Eltern ausgesetzt werden.
Die Regierung hat sich das anspruchsvolle Ziel gesetzt, die Beschäftigungsquote von jetzigen 0,2 Prozent auf 50 Prozent zu bringen. Eine vor kurzem ausgeführte Überprüfung vom Amt des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte hat zur Kenntnis genommen, dass das Land weiterhin an ihrer Verpflichtung festhält, 10 Prozent der Arbeitsstellen im öffentlichen Dienst für Menschen mit Behinderungen zu reservieren.