Der Jugendverband der Schwedischen Gehörlosen (SDUF) und der Reichsverband der Schwedischen Gehörlosen (SDR) haben mit zehn anderen Organisationen eine gemeinsame Aussage wegen der mangelhaften Zugänglichkeit zu Informationen in den Tagen nach dem Terroranschlag am 7. April in Stockholm geschrieben.
Der Vorsitzende des SDUF, Laith Fathulla sagte, er sei während des Anschlags zu Hause gewesen, doch ein Kumpel von ihm habe sich zu der Zeit in der Drottninggatan befunden, der Straße, in der der Täter ein LKW in die Menschenmasse gesteuert hat. „Als Gehörloser fühlt man sich ausgeschlossen. Nicht zu hören, heißt, dass man die Informationen nicht mitbekommt, die für alle anderen zugänglich sind. Alle rennen in verschiedene Richtungen los, und wir Gehörlosen stehen einfach da und wissen nicht, was wir machen sollen.“
Erst drei Stunden nachdem sich der Angriff ereignet hat, erfuhr Fathulla davon, was in der Drottninggatan passiert war. Er hat über einen freiwilligen Dolmetscher davon erfahren.
„Wir werden ausgeschlossen! Ich wohne in Schweden und ich bezahle Steuer, genauso wie alle anderen, lebe wie alle anderen, aber ich hatte keinen Zugang zu den Informationen. Ich bin verzweifelt und fühle mich wie ein Außenstehender, und mein Recht auf Kommunikation in Gebärdensprache wurde nicht beachtet. Es war, als hätte man ein Stück meiner Identität weggenommen“, so Fathulla.
Jetzt richten die Verbände scharfe Kritik an die schwedischen Verwaltungsbehörden. Sie fordern Bereitschaft und Richtlinien, die dafür sorgen, dass Gehörlose während solcher Krisen auch Informationen bekommen. Der Brief erklärt die Notwendigkeit, dass die Gesellschaft auf Gebärdensprache Rücksicht nimmt.
Kritik wurde auch an den Fernsehsender Sveriges Television AB (SVT) gerichtet, der sonst oft mit Gebärdensprache sendet. Dieses Mal hatte auch SVT bei der Live-Reportage nichts auf Gebärdensprache berichtet. Laith Fathulla habe auch ein Bild davon gemacht, wie ein SVT-Kameramann bei der Reportage am Sergels torg einem anwesenden Gebärdensprachdolmetscher den Rücken zugewandt habe.
Nachdem die SVT den Brief erhalten hat, haben die Programmmanagerin Christina Ågren und Programmbestellerin Helena Olsson eine Erklärung veröffentlicht, in der sie verlauten lassen, es sehr bereuen, versagt zu haben und ihre gehörlosen Zuschauer im Stich gelassen zu haben. „Wir überprüfen jetzt unsere Technik, Organisation und Praktiken für Dolmetscheraufträge, damit SVT künftig schneller reagieren kann. Gleichzeitig können wir jedoch leider keinen vollen Gebärdensprachservice für alle unvorbereiteten Situationen garantieren. Wir bemühen uns jedoch darum, mit dem Service, der auch Untertitel beinhaltet, sowohl Hörende als auch Nicht-Hörende die bestmögliche Überbringung von Nachrichten anzubieten.“