Dass ein Hörverlust mit Depressionen einhergehen kann, ist kaum überraschend. Für Menschen, die eine Minderung des Hörvermögens erlebt haben, kann die Kommunikation schwierig sein, und dabei entstehen oft Gefühle von Stress, Müdigkeit und sozialer Isolation. Soziale Isolation führt wiederum oft zu Depressionen, vor allem bei älteren Leuten. Doch erst in letzter Zeit wurde das Ausmaß dieses Problems erkannt.
Nach einer 2014 veröffentlichten Studie von dem US-Amerikanischen National Institute on Deafness and Other Communication Disorders (NIDCD) besteht ein starker Zusammenhang zwischen Hörverlust und Depressionen.
In der Studie wurden die Selbsteinschätzungen der Teilnehmer in Betracht gezogen. Die Prävalenz von Depressionen bei Studienteilnehmern mit nach Selbsteinschätzung ausgezeichnetem Hörvermögen lag nur 4,9 Prozent. Bei denen mit gutem Hörvermögen stieg dies auf 7,9 Prozent und von denen, die ein mäßig bis stark gemindertes Hörvermögen hatten, litten 11,4 Prozent an einer Depression.
Im Allgemeinen stieg die Häufigkeit von Depressionen mit dem Grad der Hörminderung, mit Ausnahme von Teilnehmern, die sich als Gehörlos bezeichneten, die wiederum eine niedrigere Prävalenz von Depressionen hatten. Mehr Frauen als Männer in der Studie hatten eine Depression.
Die Studie weist jedoch nicht konkret auf die Richtung der Kausalität. Da diese Studie zum größten Teil auf Selbsteinschätzungen basiert, könnte es ebensogut heißen, dass Menschen, die an einer Depression leiden, häufiger ihr Hörvermögen unterschätzen und die Hörprobleme überschätzen.
Der Autor der Studie, Dr. Chuan-Ming Li, sagte, dass medizinische Fachkräfte das erhöhte Risiko von Depressionen unter Menschen mit einem Hörverlust in Betracht ziehen sollten, damit sie die Anzeichen und Symptome von Depressionen besser erkennen können und ihre Patienten an Spezialisten in der psychiatrischen Versorgung überweisen, wenn dies die Lebensqualität der Patienten verbessern würde.