Das Wilhelm-Mertens-Haus muss die Kulturbrauerei an der Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg nach fünfzig Jahren höchstwahrscheinlich verlassen.
Das Gehörlosenzentrum in Berlin-Prenzlauer Berg ist nach Wilhelm Mertens (1882 – 1960) benannt, der sich für den Aufbau eines Gehörlosenzentrum eingesetzt hat. 1918 hat er den Bühnenclub der Taubstummen (heute ZfK e.V.) mitbegründet.
Das Wilhelm-Mertens-Haus ist ein soziokulturelles Zentrum für Gehörlose und Hörbehinderte. Neben Beratung und Unterstützung in sozialen Fragen bietet das Wilhelm-Mertens-Haus Platz für Vereins-, Senioren-, Frauen- und Jugendtreffen sowie Treffen von Selbsthilfegruppen. Den kulturellen Interessen der Betroffenen wird durch Discoveranstaltungen sowie Theater- und Pantomimeaufführungen entsprochen. Der Förderverein der Gehörlosen der neuen Bundesländer e.V. hat ihren Sitz in dieser Einrichtung.
Die Kulturbrauerei in Berlin-Prenzlauer Berg ist ein 25.000 m² großes Bauensemble. Sie gehört mit ihren zwölf Gebäuden, insgesamt sechs Höfen und ihrer einzigartigen Architektur zu einem der wenigen gut erhaltenen Berliner Industriedenkmälern vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Nach der Einstellung des Brauereibetriebs 1967 zog das Gehörlosenzentrum „Wilhelm-Mertens-Haus“ in die Brauerei.
Kulturbrauerei unter Denkmalschutz
Das Gelände wurde 1974 wegen seiner einzigartigen Architektur unter Denkmalschutz gestellt. Nach der politischen Wende im Jahr 1990 übernahm die Treuhandanstalt das vom Verfall bedrohte Gelände. Erst 1998 begann die umfangreiche und 100 Millionen DM teure Sanierung.
Die Kulturbrauerei gehört seit 2012 den US-Investoren. Seit 1995 war der Bund der Alleingesellschafter. Im März 2012 wurden die TLG IMMOBILIEN und die TLG WOHNEN weltweit zum Verkauf ausgeschrieben.
Bund verkaufte die Kulturbrauerei für 1,1 Mrd. Euro
Für 1,1 Milliarden Euro hat das Bundesfinanzministerium seine Immobilientochter TLG Immobilien GmbH an den US-Finanzinvestor Lone Star verkauft. Es war für den Bund der größte Immobiliendeal des Jahres. Die Zukunft vom Wilhelm-Mertens-Haus lag seitdem nicht mehr in staatlichen Händen.
Der Bundeshaushalt konnte „dank der Privatisierungserlöse“ um gut 800 Millionen Euro entlastet werden. 2008 musste ein erster Anlauf zur Privatisierung der TLG auf dem Höhepunkt der Finanzkrise abgebrochen werden.
Seit September 2014 ist TLG eine private Aktiengesellschaft. Die Geschäftspolitik der TLG verändert sich nach der Privatisierung spürbar und trifft das Wilhelm-Mertens-Haus besonders hart.