Gestern am 21. Februar wurde weltweit der Tag der Muttersprache begangen. Auf Vorschlag der UNESCO wurde der Welttag im Jahr 2000 von den Vereinten Nationenausgerufen, um an die Bedeutung der Muttersprache als Ausdruck der kulturellen Identität zu erinnern. In diesem Jahr steht der Welttag unter dem Motto „Towards Sustainable Futures through Multilingual Education“. Die UNESCO betont damit die Bedeutung von Bildung in Muttersprachen für eine nachhaltige Entwicklung.
Wie sieht es mit der Bildung in Deutscher Gebärdensprache aus?
Seit die UN-Behindertenrechtskonvention 2009 in Deutschland in Kraft trat, haben Taube ein Recht auf Gebärdenspracherwerb, Bildung in Gebärdensprache und Gebärdensprachpädagogik. Bei vielen Behörden stößt man jedoch zumeist auf mangelndes Bewusstsein. Durch Unkenntnis und unklares Verwaltungshandeln ziehen sich Anträge auf gebärdensprachliche Förderung und Unterstützung unnötig in die Länge. Ebenso trägt das Fehlen von Fachkräften dazu bei, dass Taube von der Chancengleichheit und Teilhabe im Bildungswesen systematisch ausgeschlossen werden.
Bei der inzwischen bundesweiten Petition „Gebärdensprache umsetzen! Bilingual – bimodal – endlich normal!“ (Link) zur Umsetzung von Gebärdensprache im Bildungswesen sind bisher über 5.000 Unterschriften zusammengekommen. Trotz UN-BRK sind rund 80.000 taube Kinder und Erwachsene wegen mangelnder Akzeptanz und Fachkräftemangel benachteiligt.
Was bedeutet eigentlich Muttersprache?
Der Begriff meint die in der frühen Kindheit ohne formalen Unterricht erlernte erste Sprache. In der Regel wird diese Erstsprache von der Mutter vermittelt, deshalb hat sich der umgangssprachliche Begriff „Muttersprache“ etabliert. Die Unschärfe des Begriffes zeigt sich in Fällen bei denen Kinder ihre erste Sprache vom Vater erlernen oder von anderen Bezugsperson. Viele Linguisten verwenden deshalb den neutraleren Begriff Erstsprache.
Der Internationale Tag der Muttersprache soll auf die Bedeutung des Kulturgutes Sprache aufmerksam machen, die Sprachenvielfalt und den Gebrauch der Muttersprache fördern und das Bewusstsein für sprachliche und kulturelle Traditionen stärken. Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) wird von vielen Hörenden bisher kaum als Muttersprache wahrgenommen.
Um diese deutsche Minderheitensprache in den Fokus zu rücken, hat Marcus Beyer für den Verein BILING e.V. Interviews mit drei Nutzer*innen der Deutschen Gebärdensprache geführt: Lisa Ulrich (CODA), dem Dipl.-Sozialpädagogen Thomas Wartenberg (deaf CODA) und der Gebärdensprachlinguistin Dr. Daniela Happ, die im Alter von 6 Jahren ertaubte. Er fragte nach ihrer sprachlichen Entwicklung und ihrer Sicht auf die Rolle der DGS in unserer Gesellschaft.