Der Tagesspiegel hat Laura M. Schwengber, eine Musikdolmetscherin, und Kathrin Wolke, eine taube Rapperin getroffen und einen Artikel über die beiden geschrieben. Beide wollen Brücken zwischen Hörenden und Gehörlosen bauen.
Schwengber ist staatlich geprüfte Gebärdensprachdolmetscherin, vielen sollte sie inzwischen aber auch als Musikdolmetscherin bekannt sein. Sie übersetzt verschiedene Musikstile wie Rap, Schlager und Instrumentalkonzerte. Letztere sind eine besondere Herausforderung: „Ich kann niemandem ohne Gehör erklären, wie sich die Oboe von einem Fagott unterscheidet“, sagt Schwengber. Stattdessen versucht sie, das Gesamterlebnis zu präsentieren oder erkundigt sich vorher über die Intention des Komponisten.
„Musik ist so viel mehr als Text“, erklärt sie, dazu gehören noch Intensität, Rhythmus, Inhalt und Klangfarbe. Um das alles übersetzen zu können, zeigt Schwengber vollen Körpereinsatz: Die Füße stampfen im Takt, Oberkörper, Arme und Hände sind in Bewegung.
„Gehörlosigkeit und Musik – das ist kein Widerspruch“, so Schwengber.
Auf der anderen Seite steht Kathrin Wolke, Deutschlands erste gehörlose Rapperin. Kino, Theater und Livemusik gehörten für sie lange Zeit zu einer anderen Welt, bis sie eines Tages Laura Schwengber auf der Bühne sah und endlich verstand, „wovon die Hörenden singen.“
Rapmusik thematisiert seit jeher die Erfahrungen einer Minderheit innerhalb der Mehrheitsgesellschaft. Warum sollten nicht auch Gehörlose diese Sprache nutzen? Und so fasste Wolke trotz vieler Zweifel von Seiten der Gehörlosen den Entschluss, Rapperin zu werden.
2014 stand sie das erste Mal als Deaf Kat in Berlin auf der Bühne. Sie rappte unter anderem über Rassismus und das Verhältnis zwischen Hörenden und Gehörlosen. Mit den Händen kann sie so schnell rappen wie andere mit der Zunge. Von Reimen und ausgewogenen Silbenzahlen macht Wolke keinen Gebrauch, dennoch ist sie eine Wortakrobatin und zeigt die Eleganz der Gebärdensprache.
Damit auch Hörende sie verstehen, lässt Wolke ihre Texte von einer befreundeten Rapperin in Lautsprache übersetzen. So funktioniert die Barrierefreiheit in beide Richtungen.