Brüssel (dpa) – Eigentlich hätten sich die Fraktionsspitzen im Europaparlament ihre Fragen an Mark Zuckerberg auch sparen können. Der Ausgang der Anhörung des Facebook-Chefs war vorbestimmt durch das Format des rund 90-minütigen Treffens in Brüssel.
Erst durften sich die Europa-Abgeordneten mit kontroversen Fragen austoben, dann hatte der 34-jährige Milliardär ein wenig Zeit, sie alle auf einmal zu beantworten. Am Ende streifte Zuckerberg die angesprochenen Themen mit allgemeinen Einlassungen, die man auch anderswo hätte nachlesen können. So kamen trotz besserer Fragen als beim Anhörungs-Marathon im US-Kongress keine neuen Erkenntnisse heraus.
«Statt Sternstunde gab es Mondfinsternis», resümierte die Vize-Chefin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Nadine Schön. «Fragen gab es genug – aber auch diesmal keine ausreichenden Antworten.» Der Grüne EU-Politiker Reinhard Bütikofer sprach bei Twitter von einer «Farce». Und viele Kommentatoren nannten die Vorstellung des Europaparlaments peinlich.
Dabei war die EU so stolz darauf, dass Zuckerberg der Einladung nach Brüssel nach langem Hin und Her zugestimmt hatte – sind nach Facebook-Angaben doch bis zu 2,7 Millionen Europäer von dem jüngsten Datenskandal betroffen. Bereits Mitte März hatte der konservative Parlamentspräsident Antonio Tajani die erste Einladung versandt. Zuckerberg schickte allerdings erst seinen Vize-Chef für Öffentlichkeitsarbeit, Joel Kaplan, vor. Später sagte er dann doch zu, das Gespräch sollte allerdings zunächst hinter verschlossenen Türen stattfinden. Erst am Montag wurde auf Druck mehrerer Fraktionen entschieden, dass das Treffen im Internet übertragen werden sollte.