Die Marlton School ist seit 1968 ein wichtiger Ort für Gehörlose in Los Angeles, USA. Sie ist die einzige Schule für Gehörlose und Schwerhörige in Kalifornien, die von einem Schulbezirk geführt wird. Außerdem war sie die Inspiration für die Carlton School in der Fernsehserie „Switched at Birth“.
Sie ist schon seit Generationen wie ein zweites Zuhause für ihre Schüler, doch jetzt ist sie von vielen Problemen beladen. Eltern, ehemalige Schüler und Interessengruppen bemängeln die hohe Personalfluktuation und Kürzungen, die außerschulische- und Sportprogramme betreffen.
Das wohl bedeutendste Problem ist aber, dass die derzeitige Schulleiterin, Lisa DeRoss, nicht einmal gebärden kann. Das hochrangige Personal an der Schule besteht jetzt fast ausschließlich aus Hörenden, von denen keiner die ASL (Amerikanische Gebärdensprache) beherrscht. Nach Aussage eines Sprechers für die Bezirk sollen einige davon „praktische Kenntnisse“ in ASL haben.
Neulich versammelten sich Dutzende von Eltern und anderen Interessierten vor der Schule zu einer Demonstration. Sie forderten die Kündigung von DeRoss mit Plakaten wie „Take Back Deaf Education“ (Erobert Gehörlosenbildung zurück!) und „Deaf Principle Now“ (Taube/r Schulleiter/in jetzt), welches auf die „Deaf President Now“-Proteste an der Gallaudet Universität verweist.
Auf anderen Plakaten stand: „Das Problem ist nicht, dass die Schüler nicht hören, [sondern dass] der [Schul]bezirk nicht zuhört“, und „Beendet Ungerechtigkeit: Nichts über uns ohne uns!“
Vor einem Jahr haben Experten für die Bildung gehörloser Menschen eine Briefkampagne gestartet, um zu bewirken, dass der scheidende Schulleiter durch jemanden ersetzt wird, der ASL beherrscht. Die Entscheidung, die gebärdenlose Lisa DeRoss zur Schulleiterin zu machen, hat die brennenden Wut nur angefacht.
„Die schon schlechte Situation wurde nur noch schlechter“, sagte Professorin Ellen Schneiderman, die früher Lehrerin an der Marlton School war und mit der Schule immer noch gut vernetzt ist. „Die Stimmung an der Schule ist schrecklich. Viele Familien haben ihre Kinder aus der Schule genommen. Wir haben einige hervorragenden Lehrer und Lehrerinnen verloren, weil sie es nicht mehr aushalten.“
Juliet Hidalgo, eine 26-jährige Mutter eines gehörlosen Sohnes und einer hörenden Tochter wollte von einem Programm profitieren, nach dem auch Geschwister von gehörlosen Kinder aufgenommen werden können, um die familiäre Kommunikation zu verbessern. Doch jetzt spielt sie mit dem Gedanken, ihre beiden Kinder aus der Schule zu nehmen.
Wie andere Eltern, habe Hidalgo gesehen, wie Verwaltungspersonal ohne Gebärdensprachkenntnisse bloßes Zeigen und Gestikulieren verwenden, um sich mit den gehörlosen Schülern und Lehrkräften zu verständigen.
„Es ist, wie wenn du nur Spanisch sprichst und ich hierher komme und mit dir auf Englisch rede“, sagte sie. „Du wirst dich fragen ‚Wovon redet sie denn?‘ Genau das ist es, was hier passiert. Das ist eine Gehörlosenschule. Man kann sie nicht behandeln wie eine Schule für Hörende.“
Jobani Aguilar, 29, taub, ist ein ehemaliger Schüler der Marlton Schule. „Zu meiner Zeit war es großartig. Wir hatten ein tolles Sportprogramm, wir hatten alles — es gab ein reiches Angebot“, sagte er.
Die Erfahrungen seiner Söhne, 5 und 7, seien komplett anders gewesen. Wegen Kürzungen seien viele der außerschulischen Aktivitäten gestrichen oder eingeschränkt worden. „Obwohl die Webseite der Schule immer noch Bilder von Volleyball- und Basketballteams zeigt, gebe es diese schon seit langem nicht mehr.
Samuel Gilstrap, Sprecher für L.A. Unified sagte nicht, ob die derzeitige Schulleiterin bleibt, oder geht, doch sagte er, dass Bezirksabgeordneten gerade einen Plan überlegen, um Beherrschung der ASL zukünftig zur Voraussetzung für die Rolle zu machen.
„Ich will, dass sich hier Sachen ändern“, sagte Hidalgo weiter. „Ich will, dass es eine/n taube/n Schulleiter/in gibt. Ich will wenigstens eine/n, der/die die Sprache meines Kindes versteht.“