Straßburg (dpa) – EU-Bürger sollen nach dem Willen der EU-Kommission schon im kommenden Jahr das letzte Mal die Zeit umstellen müssen. «Die Zeitumstellung gehört abgeschafft», sagte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker in Straßburg.
In Deutschland gibt es die Sommerzeit seit 1980. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück. Eigentlich soll das Tageslicht besser genutzt und dadurch Energie gespart werden. Der tatsächliche Nutzen ist umstritten. Viele Menschen klagen zudem über gesundheitliche Probleme.
Die EU-Kommission legte an diesem Mittwoch einen Gesetzesvorschlag vor, nach dem im März 2019 zum letzten Mal verpflichtend alle EU-Staaten an der Uhr drehen müssten. «Die Zeit drängt», sagte Juncker in seiner Rede zur Lage der Union im Straßburger EU-Parlament.
Voraussetzung für diesen Zeitplan ist, dass das Europaparlament und die EU-Staaten dem Vorschlag der EU-Kommission bis spätestens März 2019 zustimmen. Die Länder könnten dann selbst entscheiden, ob sie dauerhaft in der Sommer- oder in der Winterzeit bleiben wollen.
Juncker rief dazu auf, diese Entscheidung so zu treffen, dass für den europäischen Binnenmarkt keine Probleme entstehen. Die EU-Kommission werde deshalb Gespräche zwischen den einzelnen Ländern fördern. «Es ist wünschenswert, dass die Mitgliedstaaten in abgestimmter Weise die Entscheidungen über die Standardzeit treffen, die jeder von ihnen ab 2019 anwenden wird», teilte die Behörde mit.
Junckers Vorstoß kommt nicht von ungefähr. Mitte August war eine EU-weite Online-Umfrage ausgelaufen, bei der sich 84 Prozent der Teilnehmer für die Abschaffung der Zeitumstellung aussprachen. Die meisten sind für eine dauerhafte Sommerzeit. Insgesamt gingen 4,6 Millionen Antworten bei der EU-Kommission ein – ein Rekord, aber immer noch weniger als ein Prozent der EU-Bürger. Allein drei Millionen Teilnehmer kamen aus Deutschland.
Wenn künftig in Deutschland die ewige Sommerzeit gelten sollte, ginge beispielsweise am 1. Januar 2019 die Sonne in Frankfurt/Main morgens erst um 9.24 Uhr auf, aber auch erst gegen 17.30 Uhr unter. Wenn eine dauerhafte Winterzeit eingeführt werden würde, hätte das umgekehrt Folgen für die langen Sommerabende: Am 1. Juli 2019 würde die Sonne in Frankfurt statt um 21.37 Uhr nun schon um 20.37 Uhr untergehen. Dafür würde sie bereits um 4.20 Uhr aufgehen.
Schon jetzt gibt es drei Zeitzonen in der EU. In Deutschland und 16 weiteren Staaten herrscht dieselbe Zeit. Acht Länder – unter ihnen Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland und Zypern – sind eine Stunde voraus. Drei Staaten sind eine Stunde zurück, nämlich Irland, Portugal und Großbritannien.