Österreichischer Gehörlosenbund (ÖGLB) hat Anfang Dezember eine Pressemitteilung über Einsatz von „digitalen Dolmetscher:innen“ veröffentlicht. Die fortschreitende Technologisierung und Digitalisierung von Kommunikation und Information stellen eine entscheidende Verbesserung im Leben von gehörlosen und schwerhörigen Menschen dar. Avatare zählen noch nicht dazu: Sie schränken mehr ein als sie ermöglichen, so ÖGLB.
„Gebärdende Avatare können keine Menschen ersetzen, die mit Verstand und Gefühl umfänglich dolmetschen“, ist Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB) überzeugt. Ihr Einsatz gefährdet das Engagement von Menschen als Dolmetscher:innen, weil sie billiger sind. „Vor allem aber beeinträchtigen sie die Sichtbarkeit gehörloser Menschen als NutzerInnen einer Minderheitensprache: gesellschaftspolitisch ist das falsche Signal.“
Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie forciert den oft unreflektierten Einsatz digitaler Alternativen zu analogen und physischen Standards. Der gebärdende Avatar – ein computeranimierter, künstlicher Gebärdensprachdolmetscher – gehört in diese Kategorie: „Der Einsatz des Avatars ist nicht ausgereift“, weiß Ing. Lukas Huber, Generalsekretär des ÖGLB. Avatare können bestenfalls einfache Aussagen in kurzen Sätzen interpretieren. Die sprachliche Qualität und Ausdrucksfähigkeit der Avatare werden weder der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) noch den Bedürfnissen gehörloser Personen gerecht.