Zwei Drittel der Menschen in Deutschland (65 Prozent) stoßen im Alltag auf Barrieren. Das ergibt eine repräsentative Online-Umfrage von Ipsos im Auftrag der Aktion Mensch. Befragt wurden mehr als 5.000 Menschen mit und ohne Behinderung. Vor allem baulich-räumliche Barrieren machen den Deutschen dabei das Leben schwer. So zählen neben gesperrten oder zugestellten Wegen (24 Prozent) und schlechtem Straßenbelag (22 Prozent) auch Stufen und Treppen (15 Prozent) zu den Top-Barrieren. Letztere empfinden sogar 30 Prozent der Befragten mit Behinderung als besonders störend, bei den Befragten ohne Behinderung sind es die zugestellten Wege (28 Prozent), die am häufigsten genannt werden. Während Barrieren für Menschen ohne Behinderung eher eine Unannehmlichkeit sind, stellen diese für Menschen mit Behinderung oft ein unumgängliches Hindernis für gleichberechtigte Teilhabe dar.
Mangelndes Bewusstsein für Barrieren
Auch beim Bewusstsein für Barrieren gibt es große Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Behinderung: So nehmen gerade einmal zwei von zehn (23 Prozent) Befragten ohne Behinderung Barrieren im Alltag häufig oder sehr häufig wahr – bei den Befragten mit Behinderung sind es mit 39 Prozent nahezu doppelt so viele. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass von Barrieren sehr viele Menschen betroffen sind – Menschen mit Behinderung, aber auch Menschen, die mit dem Kinderwagen oder dem Rollator unterwegs sind“, betont Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. „Dennoch sind wir von Barrierefreiheit in Deutschland immer noch weit entfernt. Hier muss sich dringend etwas ändern. Barrierefreiheit ist ein Muss in einer inklusiven Gesellschaft.“
Dabei geht es längst nicht nur um bauliche Hürden. Wie die Umfrage belegt, gehören zu den Top-Barrieren auch schwierige Formulare etwa von Behörden und Versicherungen (21 Prozent) sowie unübersichtliche Internetseiten (12 Prozent).
Neue Förderaktion #1BarriereWeniger will Abhilfe schaffen
Um die Barrierefreiheit in Deutschland weiter voranzutreiben, hat die Aktion Mensch eine neue Förderaktion aufgelegt: Mit #1BarriereWeniger soll jetzt auch der öffentliche Raum barrierefreier werden, zum Beispiel mit einer Rampe für die Bäckerei vor Ort, einem Blindenleitsystem im Stadthaus oder Informationen in Brailleschrift im Einkaufszentrum – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Finanziell unterstützt werden dabei ab sofort Ideen, die von gemeinnützigen Vereinen und Organisationen in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Privatwirtschaft oder öffentlich-rechtlichen Institutionen umgesetzt werden. Für die Beseitigung von 2.000 Barrieren stellt die Aktion Mensch im ersten Aktionsjahr insgesamt 10 Millionen Euro zur Verfügung.
Dabei können nicht nur Vereine und Einrichtungen selbst aktiv werden, wenn ihnen Barrieren in ihrem Umfeld auffallen. Anbieter aus der Privatwirtschaft oder aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich können ebenfalls die Initiative ergreifen und gemeinsam mit einem gemeinnützigen Partner Barrieren aller Art beseitigen. Auch Privatpersonen, die in ihrem Alltag auf Barrieren stoßen, können diese bei Vereinen in der Nachbarschaft für die Förderaktion vorschlagen. Zum Beispiel kann für das nächste Stadtfest ein Dolmetschereinsatz beantragt werden.