Die Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) e. V. sind ein Verein, der sich für mehr Vielfalt im Journalismus einsetzt, und haben vor der Bundestagswahl die Abendnachrichten auf ARD, ZDF, RTL ausgewertet. Aus der Untersuchung geht hervor, dass migrantisch wahrgenommene Menschen noch immer stark unterrepräsentiert sind. Menschen mit Behinderung sind fast gar nicht zu erkennen und Frauen selten in Expertinnenrollen.
Wer kommt zu Wort, wenn es im Wahlkampf um die Politik von morgen geht? Um das zu analysieren, hat der Verein ARD-Tagesthemen, ZDF-Heute Journal und RTL Aktuell vom 1. August 2021 bis 30. September 2021 mit Datenjournalist*innen beobachtet und erhoben, wie es um die Sichtbarkeit verschiedener Gruppen steht.
Die Studie zu Sichtbarkeit in der Wahlkampfberichterstattung 2021 wurde veröffentlicht. Die Ergebnisse sind: Menschen mit Behinderung sind kaum wahrnehmbar. Nur bei 0,7 Prozent aller auftretenden Menschen (30 Personen unter 4.175 Auftritten) war eine Behinderung erkennbar. Nur 10 Prozent der Menschen, die etwas zu Deutschland sagen, sind migrantisch wahrgenommene Personen. Frauen bleiben unterrepräsentiert, nicht-binäre Menschen unsichtbar.
NdM-Vorsitzende Ferda Ataman: „Laut Rundfunkstaatsvertrag haben Sender einen Bildungs- und Informationsauftrag und sind verpflichtet, diverse Perspektiven abzubilden. Außerdem müssen sich die Öffentlich-Rechtlichen und Privaten fragen: Wer ist mein Publikum? Zum Beispiel stammen 40 Prozent aller Kinder und Jugendlichen heute aus Einwandererfamilien. Wollen Medien Schritt halten mit der Gesellschaft, dürfen sie nicht länger arbeiten wie in den 80er Jahren.“
Judyta Smykowski vom Projekt Leidmedien.de: „Menschen mit einer sichtbaren Behinderung kommen im Untersuchungszeitraum nur vor, weil die Paralympics stattgefunden haben. Das ist inakzeptabel. Redaktionen müssen verinnerlichen, dass behinderte Menschen Bürger*innen dieses Landes sind und dass man sie auch bei allen Themen befragen sollte. Außerdem wurde vor der Bundestagswahl wieder die Chance verpasst, die Inklusionspolitik kritisch in den Blick zu nehmen.“
Hier geht’s zur gesamten Studie.