In den Jahren 2019 und 2020 gab es in Chile breite und lang anhaltende Proteste gegen die soziale Ungleichheit. Eine der Forderungen war, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Die überwältigende Zustimmung der Bevölkerung bei einem Referendum am 25. Oktober 2020 haben den Weg zu neuer Verfassung frei gemacht.
Bei der Wahl des Verfassungskonvents, der die neue Verfassung schreiben wird, gewannen linke und parteiunabhängige Vertreter*innen im Mai 2021 die Mehrheit der Sitze. Tiefgreifende Veränderungen sind so in den Bereich des Möglichen gerückt.
In die neue Verfassung wurde auch die Anerkennung der Chilenischen Gebärdensprache aufgenommen. Am 17. März 2022 stimmte die verfassungsgebende Versammlung darüber ab. In der neuen chilenischen Verfassung (Artikel 12 (2)) heißt es, dass die Chilenische Gebärdensprache (Lengua de Señas Chilena) „als natürliche und offizielle Sprache der Gehörlosen sowie ihre sprachlichen Rechte in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens“ anerkannt wird. Es gab einen breiten Konsens mit 132 Ja-Stimmen (von insgesamt 153 Stimmen). Fünf Personen stimmten dagegen. 16 Personen waren nicht anwesend.
Das Erbe der Pinochet-Diktatur soll mit neuer Verfassung auch abgeschüttelt werden. Dem neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell soll ein Ende gesetzt werden. Chile hofft nach der Wahl des Sozialisten Gabriel Boric zum Präsidenten auf einen grundlegenden Wandel. 36 Jahre alt ist er und damit der jüngste Präsident in Chiles Geschichte.