In Dänemark wurden vier taube Männer am 10. März 2022 wegen millionenschweren Betrugs verurteilt. Sie haben die Kostenübernahme von Einsätzen von Dolmetschenden am Arbeitsplatz missbraucht und das Geld für sich behalten. Sie haben über eigenen Firmen 614 verschiedene Rechnungen für Einsätze eingereicht, die nicht stattfanden. Insgesamt 30 Millionen Kronen, umgerechnet etwa 4 Millionen Euro, haben die Männer erhalten und für private Dinge ausgegeben. DR berichtete über das Urteil. The Daily Moth auch.
Wie hat das angefangen? Im Jahr 2018 hat ein ehemaliger Mitarbeiter eines bestimmten Unternehmens zugegeben, dass das Unternehmen Gelder für private Zwecke missbraucht hat. Das geht schon seit Langem so. Seitdem haben die Behörden alle früheren Zahlungen untersucht. Sie haben herausgefunden, dass vier taube Männer, die verschiedene Firmen besitzen, Gelder erhalten haben, die eigentlich für Dolmetschenden gedacht waren, aber sie haben sie für private Zwecke verwendet.
Nach vier Jahren wurden vier Männer am 10. März 2022 verurteilt. In dem überfüllten Gerichtssaal in Frederiksberg, einer dänischen Kommune im Großraum Kopenhagen, saßen etwa 40 Personen im Publikum, von denen die große Mehrheit taub war. Keiner der vier Angeklagten waren im Saal, sie hatten alle beschlossen, dem Saal fernzubleiben, sodass nur ihre vier Verteidiger anwesend waren, um die Urteile entgegenzunehmen. Die beiden anwesenden Dolmetschenden für Dänische Gebärdensprache und Dänisch sollten eigentlich für die Angeklagten dolmetschen. Für die vielen anwesenden Gehörlosen dolmetschten sie aber trotzdem.
Der Richter verkündete das Urteil, dass alle vier für schuldig befunden wurden, und verlas die Länge ihrer Haftstrafen. Anders G. wurde zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt, Simon B. zu zwei Jahren, Jannick J. zu dreieinhalb Jahren und Jeppe V. zu vier Jahren. Der Richter fügte hinzu, dass die Angeklagten die Kosten des Verfahrens tragen müssen. Der Richter betrachtete Jeppe V. und Jannick J. als die Hauptverantwortlichen für den Betrug. Beiden wurde auf unbestimmte Zeit das Recht abgesprochen, ein Unternehmen zu leiten oder zu beaufsichtigen.
Die Angeklagten erklärten ihre Handlungen mit Missverständnissen und Versäumnissen. Daraufhin sagte der Richter: „Das Gericht hält ihre Erklärungen für unzuverlässig“. Der Richter führte weiter aus, dass die Angeklagten Unternehmen gegründet hatten, die für die Gemeinden schwer zu durchschauen waren. „Es handelte sich um Unternehmensstrukturen, die auf Betrug abzielten“, so der Richter.
Drei der vier haben gegen die Urteile Berufung eingelegt.
Der Betrugsfall hat eine starke Auswirkung auf die dänische Gebärdensprachgemeinschaft, denn die Behörden schauen seitdem viel genauer auf die Kostenübernahme von Dolmetscheinsätzen. Viele Gehörlose haben seit dem Betrugsfall Schwierigkeiten, genügend Dolmetscherstunden zu bekommen. Oder wenn sie einen Antrag stellen, dauert es sehr lange, bis er genehmigt wird, was dazu führt, dass die Gehörlosen ihre Arbeit nicht aufnehmen können. Das ist für viele taube Menschen in Dänemark ein großes Problem.