Schütz – mit den Augen hören am Freitag, den 07.Oktober 2022 ab 19:30 Uhr im Gartensaal des Gesellschaftshauses zum Internationalen Chorfest
Schütz gilt als Meister der musikalischen Rhetorik, jener Kunst, einen Text mit musikalischen Mitteln auszudeuten. Seine musikalisch-rhetorischen Figuren sind nicht nur hör-, sie sind auch lesbar. So z.B., wenn es um das Motiv des Kreuzes oder die „Vertonung“ eines Weinberges geht. – Doch wie es, wenn man tatsächlich nur sehen und nicht oder nur eingeschränkt hören kann?
Luther – Schütz – Bach
Das Ensemble SING&SIGN widmet sich vorwiegend Johann-Sebastian Bachs Kompositionen und macht seine Musik auch hörbehinderten Menschen zugänglich, indem mit Gebärdensprache musiziert wird. Im Jahr 2022 jähren sich nun zwei ganz besondere Begebenheiten: wir gedenken Schütz’ 350. Todestag (6.November 1672) und feiern 500 Jahre Lutherübersetzung des neuen Testaments, dessen erste Auflage Luther im September 1522 fertigstellte. „Ohne Luther kein Bach“ heißt es oft (und keine Gemeindegesangbücher, die es vor der Reformation nicht gab), denn Bach, der wenigstens 30 der 37 Lieder Luthers vertonte und ausdeutete, war Lutheraner durch und durch. Und auch die verwendeten Bibelverse und Psalmen in geistlichen Kompositionen von Heinrich Schütz und vielen seiner Zeitgenossen, stammen zumeist aus der deutschen Übersetzung der Bibel Martin Luthers, stützen oder beziehen sich darauf. In seinem Konzertprogramm geht das Ensemble dieser Gemeinsamkeit der beiden bedeutendsten deutscher Barockkomponisten Schütz und Bach und ihren Verbindungslinien nach.
Musikalisches Programm
Das Programm besteht aus abwechslungsreichen Stücken, Mehrchörig oder für 1-5 Stimmen mit Continuobegleitung. Die völlig neuen Art und Weise der Sänger:innen, gleichzeitig zum Singen die Deutsche Gebärdensprache einzubeziehen, ist bisher einzigartig. In der Auseinandersetzung mit dem Repertoire von Schütz hat es diese Art von Musikvermittlung bisher noch nicht gegeben. Als Solisten und Instrumentalisten sind namhafte mitteldeutsche Musikerinnen und Musiker besetzt, die eine hohe musikalische Qualität garantieren.
Malerei und Literatur im Programm:
Der Maler Christoph Schwabe schuf in den Jahren 1995-97 Bilder zur geistlichen Chormusik, die ehemalige Gründerin und Direktorin des Heinrich-Schütz-Hauses in Bad Köstritz, Ingeborg Stein, verfasste Texte dazu. Deren Auseinandersetzung mit der Musik von Schütz verbindet, neben der Gebärdensprache als Bildsprache, auf weiteren Ebenen Musik, Bildgestalt und Sprache und setzt sie in Beziehung. Einige der Bilder werden auf eine Leinwand projiziert und die dazugehörigen Texte kommuniziert. Damit entsteht für Hörbehinderte ein weiterer visueller Zugang zur Musik von Heinrich Schütz. Auch zu Bachs Kunst der Fuge und den Soloarien aus seiner Johannes-Passion entstanden zwei Bilderzyklen. Anlässlich des Krieges in der Ukraine wurde „Verleih uns Frieden“ aus der geistliche Chormusik in das Programm aufgenommen. Zum Geleit schrieb die damalige Thüringer Ministerin für Bundesangelegenheiten Christine Lieberknecht folgende, hochbrisante Worte: „Die Bitten um Frieden und die Erinnerung daran, dass es noch Dinge außerhalb unserer von materiellen Gütern bestimmten Welt gibt, sind immer aktuell – damals wie heute und in Zukunft.“
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