Queering the Crip, Cripping the Queer
Eine Ausstellung zu Geschichte, Kultur und Aktivismus von Queerness & Behinderung
Laufzeit: bis 29. Mai 2023
„Queering the Crip, Cripping the Queer“ erforscht als erste internationale Ausstellung die vielfältigen geschichtlichen, kulturellen und politischen Schnittstellen von Queerness und Behinderung. Die Ausstellung hinterfragt die Fantasie des idealen Körpers mit Kunstwerken von 24 internationalen, zeitgenössischen Künstler*innen. In einer kreativen Gegenüberstellung von historischen Gegenständen einerseits und aktuellen Zeichnungen, Gemälden, Fotografien, Performancevideos und Audioarbeiten zeigen die Kurator*innen Birgit Bosold, Kate Brehme, Kenny Fries, wie queere/behinderte Künstler*innen Geschichte(n) mit Stolz und Empowerment aneignen.
Sexuelle Minderheiten und Personen mit Behinderungen teilen laut der Wissenschaftlerin Carrie Sandahl, deren Zitat als Titel der Ausstellung dient, nämlich eine Geschichte der Ungerechtigkeit: „Beide wurden von der Medizin pathologisiert, von der Religion verteufelt, bei der Wohnungssuche, auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungswesen diskriminiert, in der Repräsentation stereotyp dargestellt, zum Opfer von Hassgruppen gemacht und oft in ihren Herkunftsfamilien gesellschaftlich ausgegrenzt.“
Das Herzstück der Ausstellung bilden einige Arbeiten, die eigens für die Ausstellung kreiert wurden. Dazu gehören das neue Video “Space 1880” der Berliner gehörlosen Performerin und Choreographin Rita Mazza, das eine Reaktion zur Bannung von Gebärdensprache auf den Mailänder Kongress zu gehörloser Bildung in 1880 darstellt; sowie Riva Lehrers Zoom-Porträtzeichnungen des queeren/behinderten Künstler und Aktivisten Steven Solbrig, dessen Fotografien auch Teil der Ausstellung sind. Elizabeth Sweeney montiert in ihrer dreiteiligen Installation “The Unrelenting” ein schwarzes Dreieck vor den Eingang des Museums. Während das schwarze Dreieck von den Nazis zur Kennzeichnung, Stigmatisierung und Verfolgung einer großen und vielfältigen Gruppe diente, zielt Sweeney auf eine Rückeroberung von Raum rund um das Schwule Museum ab. Mit der Verfolgung durch die Nazis beschäftigen sich auch Wilhelm Werners sogenannte Sterilisationszeichnungen aus der Sammlung Prinzhorn und die Briefe von Hans Heinrich Festersen, einem queeren/behinderten Mann, der 1943 im Gefängnis Plötzensee hingerichtet wurde. Ein weiterer Bereich der Ausstellung würdigt die queeren/behinderten Berühmtheiten aus der Kunstwelt Lorenza Böttner, Raimund Hoghe und Audre Lorde.
Queere Personen und Personen mit Behinderung kuratieren die Ausstellung. Die ausgestellten zeitgenössischen Künstler*innen identifizieren sich selbst zum Großteil als behindert und queer. Denn wie Sandahl festellt, sind „diejenigen, die sich zu beiden Identitäten bekennen, vielleicht am besten in der Lage, die Zusammenhänge zu beleuchten und aufzuzeigen, wo sich Queerness und ‚Cripdom‘ überschneiden, trennen und übereinstimmen.“
Mit Audioguide, einem Videoguide in Deutscher Gebärdensprache, Texten in Deutsch, Englisch und Leichter Sprache, Tastmodellen, einem taktilen Bodenleitsystem, Verschriftlichungen von Audioarbeiten sowie deutsch- und englischsprachigen Untertiteln bei Videoarbeiten ermöglicht die Ausstellung allen Besucher*innen ein möglichst zugängliches Ausstellungserlebnis.
Informationen zur Ausstellung in Leichter Sprache finden Sie unter:
https://queer-crip.schwulesmuseum.de/leichte-sprache/index.html
Alle Veranstaltungen finden Sie hier:
https://www.schwulesmuseum.de/veranstaltungen/
Mit freundlicher Unterstützung von Aktion Mensch, der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und Canada Council for the Arts.
In Kooperation mit dem Performance-Festival „Queering the Crip, Cripping the Queer“ in den Sophiensælen
In Kooperation mit der Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg.