Der Schweizerische Gehörlosenbund registrierte im Jahr 2022 eine Anzahl von 127 Fällen von Diskriminierung gehörloser Menschen in der Schweiz, die mehr ist als je zuvor. Seit 2017 hat sich die Zahl der Diskriminierungsfälle mehr als verdoppelt, was die letztjährigen Erkenntnisse des UNO-Ausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (BRK-Ausschuss) bestätigt, dass die Schweiz die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf allen Staatsebenen und in der Gesellschaft missachtet. Der Gehörlosenbund verurteilt diese Entwicklung als inakzeptabel und fordert vom Bundesrat, die Schweizer Gebärdensprachen anzuerkennen und Maßnahmen zur tatsächlichen Gleichstellung hörbehindeter und gehörloser Menschen zu ergreifen.
Der Rechtsdienst des Gehörlosenbunds musste im letzten Jahr 127 Fälle von Diskriminierung gegenüber tauben Menschen bearbeiten – ein Anstieg von 13 zu 2021 (114) und 19 zu 2020 (108). Dies bedeutet ein mehr als doppelt so hohes Niveau im Vergleich zu 2017 (52). Die meisten Vorfälle von Diskriminierung wurden in den Bereichen „Arbeit“, „Bildung“ und „Gesundheit“ verzeichnet. Gehörlosen werden immer noch oftmals bewusst ausgeschlossen und ihnen werden die gleichen Rechte und Chancen verweigert.
Ein entscheidender Punkt ist die Finanzierung von Gebärdensprachdolmetschern. Gehörlose Menschen sind darauf angewiesen, sich mittels Gebärdensprache verständigen zu können, um gleichberechtigt an der Gesellschaft teilzuhaben. Bedauerlicherweise wird ihnen diese Möglichkeit allzu oft verwehrt. Zum Beispiel ist keine ausreichende medizinische Versorgung gesichert. Oft müssen Ärzte und Patienten „Hand und Fuß“ sprechen, ohne einen Gebärdensprachdolmetscher. Dadurch wird vieles unverstanden.
Der Geschäftsführer des Schweizerischen Gehörlosenbunds, Harry Witzthum, erklärt hierzu: „Unser Bericht zeigt erneut einen empörenden Missstand auf. Hinter jedem Fall von Diskriminierung steht ein verzweifelter gehörloser Mensch, dem Unrecht widerfährt. Diese Ungerechtigkeit gilt es sofort zu beheben.“
Der Schweizerische Gehörlosenbund fordert vom Bundesrat, dass er den Auftrag des Parlaments zur Schaffung eines Gebärdensprachengesetzes zur Anerkennung der Gebärdensprachen und zur Gleichstellung von hörbehinderter und gehörloser Menschen schnellstmöglich umsetzt. Gehörlose Menschen dürfen nicht länger diskriminiert werden.