Am 16. Juli 2023, nur einen Tag nach der Premiere, fand ich mich in der ersten Reihe wieder, nur einen Atemzug von der Bühne entfernt, bereit, das berühmte Stück „Hamlet“, präsentiert vom Deutschen Gehörlosen-Theater (DGT), zu erleben. Trotz seiner weltweiten Bekanntheit war ich unvertraut mit dem Stück, sodass dies meine persönliche Premiere war! Das Stück wurde im schönen und schlichten Theater von Pfefferberg im kreativen Herzen des Stadtteils Prenzlauer Berg gezeigt.
Während die Bühne vor mir (tatsächlich!) vibrierte, bemerkte ich, dass sich einige Zuschauende aus den hinteren Reihen über die schwache Beleuchtung in manchen Szenen beschwerten, die es ihnen erschwerte, das Stück vollständig zu verfolgen. Ein Punkt, den man bei zukünftigen Aufführungen vielleicht berücksichtigen sollte.
Die Darbietung der Schauspielenden war für mich jedoch beeindruckend. Sie spielten bravöus, in einer lebendigen Ausführung des echten Gebärdensprachtheaters, das sich weit entfernt von der deutschen Schriftsprache bewegte. In den vergangenen Jahrzehnten waren die Stücke des DGT oft sehr textnah, doch dieses Mal stellten sie ihre Kreativität unter Beweis, indem sie verschiedene kreative Techniken der Deutschen Gebärdensprache einsetzten. Es war ein Anblick, der Anerkennung verdient.
„Hamlet“ ist ein berühmtes Drama von William Shakespeare über den dänischen Prinzen Hamlet, der um Rache für seinen ermordeten Vater ringt. Das Stück erkundet tiefgründige Themen wie Verrat, Korruption, Moral, Familie und das Wesen der menschlichen Existenz und ist vermutlich um das Jahr 1600 entstanden. Ein zeitloser Klassiker mit tiefgründigen Charakteren und poetischer Sprache. Es wurde unzählige Male aufgeführt und interpretiert und hat nach wie vor einen großen Einfluss auf die moderne Literatur und das Theater.
Die Handlung des Stücks selbst fand ich weniger mitreißend. Es ist schließlich Hamlet – eine schon oft erzählte Geschichte. Doch die Interpretation des in Finnland geborenen und in Bayern lebenden Regisseurs Juho Saarinen und des gesamten Ensembles, zu dem Jon Savkin, Ela Beysun, Giuseppe Giuranna, Gertraud Sailer, Thomas Szewcyzk, Walter Chiofalo, Aurelia Schäfer, Lilia Nentwig und Simone Lönne-Pacalon gehörten, war beeindruckend gut gelungen.
Einige Personen vom Publikum äußerten Kritik, indem sie bemängelte, dass das Stück in seiner ursprünglichen Form nicht zeitgemäß sei und sexistische Elemente aufweise. Sie forderten eine modernere Interpretation, die besser zum aktuellen Zeitalter passt – ein Ansatz, der in Zeiten verstärkter Sensibilität gegenüber sozialen und gesellschaftlichen Fragen verständlich ist. Diese Kritik, so scheint es mir, ist nicht unbegründet. Das Theater sollte nicht nur unterhalten, sondern auch kritisch reflektieren und sich stets weiterentwickeln. Eine moderne Neuinterpretation, die die Gleichberechtigung fördert und gleichzeitig die Essenz von Hamlet bewahrt, könnte ein interessanter Weg sein.
Das Bühnenbild strahlte in seiner Schlichtheit eine bemerkenswerte Schönheit aus, die eine subtile Harmonie mit der Komplexität des Stücks selbst einging. Die Kostüme, kunstvoll entworfen von Eyk Kauly, einem Mitglied des Projektteams, bereicherten das visuelle Erlebnis zusätzlich. Sie waren eine geschickte Fusion von modernen und traditionellen Elementen, die dem Stück eine besondere Tiefe und Relevanz verliehen.
Es ist erwähnenswert, dass der Verein Deutsches Gehörlosen-Theater e.V., der eine schwierige Phase durchgemacht hat, in diesem Jahr vom Verein ZfK e.V. unter der Leitung von Uwe Schönfeld wieder ins Leben gerufen wurde. Dieser Verein hat nicht nur die Projektbetreuung übernommen, sondern auch die neue Theaterproduktion „HAMLET“ ermöglicht. Ein Neuanfang, der die Vielfalt und Kreativität der tauben Theaterszene einmal mehr unter Beweis stellt.