In einem Posting auf Twitter (jetzt “X”) hat der Inhaber der Plattform, Elon Musk, den gleichzeitigen Einsatz von Untertiteln und Gebärdensprachen in Frage gestellt. Als Antwort auf ein Posting mit einem Video, das sowohl Gebärdensprache als auch Untertitel eingeblendet hatte, schrieb er “Welchen Zweck hat Gebärdensprache in einem Video, das auch Untertitel hat?” Das Posting zog sofort scharfe Kritik aus der Gehörlosen-Community auf sich. In den Antworten auf das Posting von Musk versammelt sich neben Zustimmung vor allem Erklärungen und Begründungen, die aber nur ein Bruchstück der Sichtbarkeit von Musks Post erlangen. Während das Posting von Musk bereits 890.000 Mal angezeigt wurde, wurden viele der Antworten nur etwa 1.000 Mal angezeigt jeweils.
Zu den Erklärungen und Begründungen zählen vor allem:
- es können nicht alle Gebärdensprachnutzende lesen
- es können nicht alle Gehörlosen und Schwerhörigen Gebärdensprache
- bei Amerikanischer Gebärdensprache (ASL) wäre die Gebärdenspracheneinblendung für Briten wenig hilfreich, aber die Untertitel trotzdem sinnvoll seien
- verschiedene Postings ziehen Vergleiche: “Warum gibt es Hörbücher, wenn es gedruckte Bücher gibt?”; “Warum gibt es Tamponautomaten in Männerklos?”; “Warum Ton, wenn es Untertitel gibt?”; “Warum Tesla fahren, wenn es andere Autos gibt?”
Am spannendsten ist allerdings das Posting einer Person namens Clare Chanel, die behauptet, sie sei mit Elon Musk im gleichen Jahrgang an der Schule in Südafrika gewesen und würde heute als tauber Mensch übersetzen. Sie behauptet, dass Musk durchaus Kontakt mit Gebärdensprache gehabt hätte und eigentlich für das Thema entsprechend sensibilsiert sein müsste. Sie schreibt: “Ich bin mir sicher, dass Du das weißt, also bin ich mir nicht ganz sicher, ob Du unaufrichtig bist und nur die Gehörlosengemeinschaft aus irgendeinem Grund verärgern willst?”
Eine andere Person fasst es zusammen mit “Elon, Ihre Sichtweise geht an einem wesentlichen Punkt vorbei. Die Annahme, dass Untertitel die reichhaltige, mehrdimensionale Erfahrung der Gebärdensprache für Sie und andere, die an die gesprochene Audiosprache gewöhnt sind, ersetzen können, muss neu bewertet werden.”
Nach Übernahme von Twitter durch Elon Musk Ende 2022 wurde das Barrierefreiheitsteam von Twitter eingestampft. Von den Kürzungen waren beispielsweise auch die Untertitel in den audiobasierten “Spaces” betroffen, in denen sich mehrere Nutzer zu öffentlichen Telefonkonferenzen zusammenschalten konnten. Später benannte er die Plattform in „X“ um.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Zu Elon Musk muss man sich nicht äußern. Er scheint ein ausgeprägter Egoist zu sein. Warum sollte er sich für Gehörlose oder Schwerhörige interessieren, wenn es ihm keinen Vorteil bringt? Wahrscheinlich stelkt er auch keine Menschen mit Behinderung ein. Diese könnten ja ein Quäntchen weniger produktiv sein und ihm somit nur unnötige Mehrkosten verursachen. Selbst bin ich mittel bis hochgradig schwerhörig und somit „schwerbehindert“.
Kürzlich haben einige Organisationen unter #ByeByeElon X den Rücken gekehrt – vielleicht wollt ihr euch ja anschließen? Kommt zu mastodon!