SORRY NOT SORRY!
Der Fokus Tanz hat Geburtstag! Zur zehnten Ausgabe hat Kampnagel die britische Kompanie Dan Daw Creative Projects (DDCP) eingeladen, gemeinsam ein Programm auf dem gesamten Gelände zu kuratieren. Das Festival stellt damit ableistische* Gewohnheiten der Festival-Programmierung sowie normative Erwartungen an Tanz aus nicht-behinderter Perspektive infrage. Dan Daw, der Gründer und Leiter von DDCP, arbeitet aus queerer und behinderter Perspektive an der Schnittstelle zwischen Performance, Tanz, Kuration und Community und prägt mit seiner Arbeit internationale Diskurse und Praktiken. SORRY NOT SORRY fordert bedingungslos Raum für queer crip** Ästhetiken vor und hinter den Kulissen, ohne sich für die eigene Existenz zu entschuldigen – in einer immer noch fast ausschließlich von nicht-behinderten Personen geleiteten internationalen Tanzszene.
Für zwei Wochen soll das Kampnagel-Gelände sich verändern und ausprobiert werden, wie es anders sein könnte: Pre-Show Access, alternative Sitzgelegenheiten, künstlerische Audiodeskriptionen und DGS-Übersetzungen, relaxte Performance-Räume und ein umgestaltetes Foyer, sowie eine solidarische Preispolitik und barriereärmere Kommunikation laden ein, ableistische Normen zu identifizieren und aufzuheben. Mit der Veröffentlichung von zwei Open Calls wird versucht, kuratorische Systeme zu öffnen und neue Künstler*innen kennenzulernen. Gegenseitige Fürsorge, queere Praxis und intersektional verstandene Barrierefreiheit zeigen Widerstand gegen die bevormundende und normierende Mehrheitsgesellschaft.
SORRY NOT SORRY präsentiert mit Sophia Neises (ausgezeichnet mit dem Deutschen Tanzpreis 2023), Rita Mazza und Unusual Symptoms (eingeladen zur Tanzplattform 2024), Anajara Amarante und Rayne J. Raney sehr unterschiedliche und stilprägende Arbeiten aus der deutschen Tanzszene, und baut damit auch auf die wichtige jahre- und jahrzehntelange Arbeit behinderter Künstler*innen und Kurator*innen in Deutschland auf. Es sind außerdem mit Dançando com a Diferença & Marlene Monteiro Freitas, B. Solomon, Jerron Hermann und Shrouk El-Attar aka Dancing Queer vielfältige internationale Künstler*innen zu Gast – teilweise erstmalig in Hamburg, teilweise bereits alte Kampnagel-Freund*innen, deren Arbeit wir gespannt weiterverfolgen. Come and stay!
Das ganze Programm: https://kampnagel.de/reihen/fokus-tanz-10-sorry-not-sorry