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Winter-Deaflympics: Rassismusvorwürfe beim Futsal-Finale der Frauen

Gesellschaft
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geschrieben von Aurélien Manceaux

Am Montag, dem 11. März, einen Tag vor dem Ende der Winter-Deaflympics, fand das Futsal-Finale der Frauen zwischen Brasilien und Spanien statt.

Zehn Minuten vor Ende des Spiels protestierten die brasilianischen Fans lautstark und beschuldigten den Trainer des spanischen Teams des Rassismus, da er angeblich einen Affen gegenüber dem brasilianischen Team gemimt hatte. Zwischen den Fans der beiden Teams kam es zu Beschimpfungen.

Auch die brasilianischen Spielerinnen machten ihrem Ärger Luft, und das Spiel wurde kurzzeitig unterbrochen. Der technische Direktor für Futsal des ICSD versuchte, die Lage zu beruhigen. Schließlich willigten die brasilianischen Spielerinnen ein, das Spiel fortzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt lagen sie 8 Minuten vor Schluss nur noch mit einem Tor hinten und hatten noch Hoffnung auf den Titel.

Das Spiel endete jedoch schließlich mit einem 5:2-Sieg für Spanien. Während der Medaillenverleihung hoben die Brasilianerinnen kollektiv die Faust. Ein starker symbolischer Protest, der sich auf die erhobenen Fäuste der afroamerikanischen Athleten Tommie Smith und John Carlos während der Olympischen Spiele 1968 in Mexiko-Stadt bezieht.

Wenige Augenblicke später reagierte der brasilianische Gehörlosensportverband (CBDS) in seinen sozialen Netzwerken und bezeichnete es als inakzeptabel, dass eine der Spielerinnen mit einem Affen verglichen wurde. Sie kritisieren, dass die „zuständigen Behörden“ bei diesem Finale nicht sofort reagiert haben.

Der spanische Gehörlosensportverband (FEDS) reagierte nicht auf die Vorwürfe und begnügte sich damit, seinem Team zum Sieg zu gratulieren. Der Verband steht bereits wegen einer anderen Kontroverse in der Kritik: Er wird des Audismus beschuldigt, da die Spielerinnen, die lautsprachlich kommunizieren, gegenüber den Spielerinnen, die gebärdensprachlich kommunizieren, bevorzugt worden seien. Auf eine Anfrage von Médiapi hat der Verband zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geantwortet.

Das ICSD (International Committee of Sports for the Deaf) kündigte in den sozialen Netzwerken die Einleitung einer Untersuchung an, um die Vorfälle beim Endspiel zu analysieren. Das ICSD löschte vorläufig das Video des Endspiels auf seinem YouTube-Kanal. Das Komitee bekräftigte sein Engagement gegen Rassismus, für Inklusion und Vielfalt im Sport und erinnerte daran, dass Rassismusvorwürfe nicht leichtfertig erhoben werden dürfen und dass Beweise vorliegen müssen. Videos und Aussagen von Beobachtenden ließen keine eindeutige Aussage zu, ob es sich bei den Gesten des Trainers wirklich um das Mimen eines Affen handelte, da seine Gesten auf verschiedene Weise interpretiert wurden.

Auf der Instagram-Seite @winterdeaflympics2023 erhielt ein Beitrag mit einem Selfie des spanischen Futsal-Teams mehr als 800 Kommentare, von denen die meisten die Annullierung dieses Finales sowie die Aberkennung der Goldmedaille für „Spanien“ forderten. Es gibt auch Forderungen nach einer Suspendierung des Landes bei den nächsten Deaflympics.

Bericht von Aurélien Manceaux (Média’pi!) im Rahmen des DJE Projekts

Deaf Journalism Europe: Europäische Union vergibt Finanzhilfen zur Förderung des Journalismus in der Gebärdensprachgemeinschaft.

Das Projekt fördert von Juni 2023 bis Mai 2025 Informationen in Gebärdensprachen, entwickelt Bildungsmaterialien für taube Journalist*innen und gibt Empfehlungen an Regierungen zur Unterstützung tauber Medienorganisationen.

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Dieser Artikel wurde im Rahmen des europäischen Projekts „Deaf Journalism Europe“ verfasst.

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