Der Berufsverband der Gebärdensprachdolmetschenden Berlin/Brandenburg e. V. (BGBB) hat ein Dokument mit dem Titel “Umgang mit unserem Machtpotential” veröffentlicht. Dieses entstand aus einer internen Arbeitstagung. Dabei habe sich der BGBB mit den Themen “Privilegien, Macht, Verhaltensweisen und Audismus” auseinandergesetzt. Dieser Text wurde von der Mitgliederversammlung nach einer Abstimmung offiziell angenommen. Dem Taubenschlag sagte der Vorstand: “Das Dokument zeigt die Haltung, für die unser Verband steht bzw. seine Mitglieder stehen, legitimiert durch die Abstimmung, die wir diesbezüglich durchgeführt haben. Uns ist es wichtig, in Bezug auf die Themen Macht und Privilegien weiter im Austausch zu bleiben – untereinander, aber auch nach außen, mit unserer Kundschaft oder anderen Personen, die mit uns und unserer Tätigkeit und uns in Kontakt kommen.”
Die Überlegungen sollen die Mitglieder des Verbands im beruflichen Alltag begleiten und einen “Prozess der Reflexion und des aktiven Handelns” begleiten. Zwischen hörenden Dolmetscher*innen und Tauben Menschen gebe es schon lange ein “Ungleichgewicht”. Dieses ist für “viele Taube Personen” bereits normal, sie sind es gewohnt, so das Papier des Verbands. Für Dolmetscher*innen, egal ob hörend oder Taub, sei es deshalb wichtig, ein Bewusstsein zu haben, “dass es dieses Ungleichgewicht gibt”. Die Mitglieder seien deshalb in der Verantwortung, aufzuklären, sich weiterzubilden und generell an sich zu arbeiten.
Im Kern fordert der Text von den Dolmetscher*innen auf individueller Ebene, dass sie “so viel Raum wie nötig und so wenig wie möglich” nehmen, aber auch ihre Macht und Kontakte, die durch Dolmetschaufträge entstehen, nutzen, um sich für Taube Menschen einzusetzen, etwa wenn über die Taube Kundschaft Kritik und Feedback weitergegeben werden, welche Veranstaltungen betreffen, auf denen die Dolmetscher*innen zum Einsatz kommen oder kamen. Auf kollegialer Ebene untereinander sollen Dolmetscher*innen sich selbst gegenseitig auf Verhalten aufmerksam machen, das gegen diese Philosophie verstößt und vor allen Dingen immer miteinander zu gebärden, wenn Taube Personen anwesend sind.
Auf der Seite des BGBB gibt es ebenfalls eine DGS-Version, übersetzt von den Mitgliedern Katja Fischer, Chris Peters und Corinna Brenner.
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Während ich mit dem Dokument übereinstimme, möchte ich über den Wortgebrauch von ‚taub‘ und dessen Grosschreibung kommentieren. Das Adjektiv ‚taub‘ braucht nicht gross geschrieben werden, um die Ethnizität aufzuzeigen. Da das Wort ‚taub‘ selten für diesen Begriff in der Umgangssprache von Deutsch ist, benutze ich und auch der DGB und anderen Verbände das Wort in Kleinschreibung auch für die Ethnizität des Taubseins. Für Taubheit im audiologischen Sinn steht das Wort ‚gehörlos‘, weil es so wörtlich bedeutet.