Das FELD Theater für junges Publikum in Berlin-Schöneberg mit dem tauben Künstler und Mitarbeiter Jan Kress hat einen tollen Erfolg erzielt: Es wurde mit dem Theaterpreis des Bundes 2024 in der Kategorie „Freie Produktionshäuser“ ausgezeichnet. Der Preis, dotiert mit 100.000 €, würdigt die innovative Arbeit des Theaters, das erst seit 2018 besteht. Diese Auszeichnung unterstreicht die wichtige Rolle, die das FELD Theater in der deutschen Theaterlandschaft in kurzer Zeit eingenommen hat.
Die Jury des Theaterpreises hob in ihrer Begründung hervor, dass das FELD Theater „maßgeblich zu Fortschritt und Forschung im Kinder- und Jugendtheater beiträgt“. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury von der forschenden und partizipativen Arbeitsweise des Theaters, die eine enge Zusammenarbeit mit Kitas, Schulen und sozialen Akteuren umfasst.
Ein Ort der Innovation und Inklusion
Seit seiner Eröffnung im Dezember 2018 hat sich das FELD Theater rasant entwickelt und beweist, „dass auch ein kleines Haus mit einem kleinen Team Großes schaffen kann“, so die Jury. Das Theater versteht sich als „Dritter Ort“ im Sinne eines „Home Away from Home“ und setzt auf einen intergenerativen und inklusiven Ansatz.
Das FELD Theater zeichnet sich durch seine Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Themen aus. Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit und Zukunft stehen im Fokus vieler Produktionen. Dabei arbeitet das Theater mit renommierten Kunstschaffenden und Gruppen der Freien Szene zusammen, die oft zum ersten Mal für junges Publikum inszenieren. Diese Zusammenarbeit führt zu einer bemerkenswerten Vielfalt an Ästhetiken und Ansätzen in den Produktionen des Theaters.
Ein besonderes Augenmerk legt das FELD Theater auf Inklusion und die Einbindung der tauben Community. Hierbei spielt Jan Kress eine wichtige Rolle. Der 1980 geborene Schauspieler, Tänzer und Performer arbeitet seit 2020 im FELD Theater und ist dort für die inklusive Gestaltung des Programms verantwortlich. Kress, der selbst taub ist, wirkt als Berater und Performer in verschiedenen Projekten mit und bietet inklusive Workshops an.
Die Jury des Theaterpreises hob besonders die „bilingualen Produktionen mit integrierter Deutscher Gebärdensprache“ hervor, die das inklusive Konzept des Theaters unterstreichen. Diese Produktionen ermöglichen es tauben und hörenden Zuschauenden gleichermaßen, die Aufführungen zu genießen und zu verstehen.
Vom Puppentheater zum zukunftsweisenden Kulturort
Die Geschichte des FELD Theaters ist eng mit dem Standort am Winterfeldtplatz verbunden. Bis 2018 beherbergte das Gebäude das Puppentheater-Ensemble „Hans Wurst Nachfahren“. Nach dem Verkauf an einen privaten Besitzer drohte zunächst die Schließung des Hauses als öffentlicher Kulturort. Doch dank des Engagements der Schöneberger Bürgerinitiative „Initiative Kiezkultur – Rettet das Theater am Winterfeldtplatz“ und Verhandlungen mit dem Berliner Senat konnte das Haus als Kulturstätte erhalten bleiben.
Unter der Leitung von Gabi dan Droste und ihrem Team wurde das FELD Theater für junges Publikum gegründet und am 15. Dezember 2018 eröffnet. Seitdem hat sich das Theater zu einem wichtigen Ort für künstlerische Begegnungen und Entwicklungen gemausert. Es bietet Raum für künstlerische Recherche, stellt Probenräume zur Verfügung und unterstützt Produktionen technisch und logistisch.
Das FELD Theater versteht sich nicht nur als Produktionsort und Spielstätte, sondern auch als Ort der Begegnung, der künstlerische Recherche und Entwicklung stimuliert. Es entstehen Eigenproduktionen, Koproduktionen und Kooperationen mit Einzelpersonen, Gruppen und Kollektiven sowie mit anderen Theatern. Dabei legt das Theater besonderen Wert auf die Vernetzung mit anderen Theatern, sozialen Akteuren, der Nachbarschaft und lokalen Bildungs- und Jugendeinrichtungen.
Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit des FELD Theaters ist die Förderung von politischem Denken und Selbstermächtigung für junge Menschen. Durch partizipative Projekte und altersoffene Ansätze werden Kinder und Jugendliche aktiv in den kreativen Prozess einbezogen. Dies trägt dazu bei, dass das Theater nicht nur ein Ort der Unterhaltung ist, sondern auch ein Raum für gesellschaftliche Reflexion und ästhetische Erfahrung.
Die Auszeichnung mit dem Theaterpreis des Bundes bestätigt die herausragende Arbeit des FELD Theaters und unterstreicht seine Bedeutung für die Theaterlandschaft in Deutschland. Mit seiner innovativen, inklusiven und zukunftsorientierten Ausrichtung setzt das junge Theater Maßstäbe für die Kulturarbeit mit und für junges Publikum. Die Preisverleihung, die am Abend des 2. Oktober 2024 im Haus der Berliner Festspiele stattfindet, wird dem FELD Theater und seinen Mitarbeitenden eine wohlverdiente Bühne bieten, um ihre Innovationskraft und ihr Engagement für das Theater als gesellschaftlichen Reflexions- und ästhetischen Erfahrungsraum zu präsentieren.
Das FELD Theater für junges Publikum hat in kurzer Zeit bewiesen, dass es möglich ist, mit Kreativität, Engagement und einem klaren Konzept einen bedeutenden Beitrag zur Theaterszene zu leisten. Es bleibt gespannt zu beobachten, wie sich dieses außergewöhnliche Theater in den kommenden Jahren weiterentwickeln und welche neuen Impulse es für die Arbeit mit jungem Publikum setzen wird.
Foto: Dorothea Tuch
