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Kulturtage am Bodensee: Reflexionen über Fortschritt, Herausforderungen und unsere Communitys

Eine Woche nach den Kulturtagen am Bodensee lasse ich meine Eindrücke und Gedanken Revue passieren. Friedrichshafen präsentierte sich als wunderschöne Stadt, deren Charme besonders entlang der Uferpromenade zur Geltung kam. Das Graf-Zeppelin-Haus, majestätisch direkt am See gelegen, bot einen schönen Rahmen für die Veranstaltung. Die Schönheit des Ortes wurde durch das durchgehend sonnige Wetter mit strahlend blauem Himmel noch verstärkt, was zur angenehmen und inspirierenden Atmosphäre der Kulturtage beitrug.

Bodensee

Meine Teilnahme an den Kulturtagen reicht bis ins Jahr 1997 zurück, als ich als elfjähriger Junge in Dresden zum ersten Mal dabei war. Diese frühe Erfahrung hat mich nachhaltig geprägt und meine Begeisterung für die Veranstaltung geweckt. In Dresden hatte ich das Glück, bedeutenden Persönlichkeiten der Gehörlosengemeinschaft zu begegnen. Gunter Trube, Ulrich Hase und Tom Bierschneider (zu jener Zeit hauptsächlich weiße Männer in sichtbaren Positionen, was die Notwendigkeit für mehr Vielfalt unterstrich) haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Besonders Tom Bierschneider, der im Sommer 1997 das erste Jugendcamp organisierte und an der Organisation des DeGeTh beteiligt war, inspirierte mich. Sein tragischer Tod bei einem Unfall in Uganda noch im selben Jahr, kurz vor Weihnachten, erschütterte die deutsche Gebärdensprachgemeinschaft. Diese Begegnungen und Erlebnisse haben meine persönliche und berufliche Entwicklung maßgeblich beeinflusst und meine Verbundenheit mit den Kulturtagen gefestigt.

Zwischen Bits und Bytes: Meine Beiträge zu ‚Deaf Business‘ und taubem Journalismus

Bei den diesjährigen Kulturtagen war ich mit Vorträgen zu den Themen „Deaf Business“ und „Tauber Journalismus“ aktiv. Letzteres präsentierte ich gemeinsam mit meinen beiden wunderbaren Kolleg*innen Fie Sennels und Wille Felix Zante. Im Vortrag über „Deaf Business“ teilte ich meinen beruflichen Werdegang mit dem Publikum, von meinen ersten Schritten im Webdesign und Grafikdesign bis hin zu meinen aktuellen Unternehmungen. Diese Präsentation gab einen Einblick in meinen persönlichen Werdegang.

Mein beruflicher Weg begann schon in jungen Jahren, als ich mit etwa 14 Jahren erste Anfragen für Posterdesign und Websiteentwicklung erhielt. Die Grundlagen der HTML-Programmierung erlernte ich von meinem Vater, Achim Feldmann, der neben Bernd Rehling zu den Pionieren im Internetbereich für taube Menschen zählt. Diese frühen Erfahrungen in der digitalen Welt, gepaart mit meinen Fähigkeiten in Photoshop, legten den Grundstein für meine spätere berufliche Laufbahn.

Fie Sennels, Wille Felix Zante und ich (von rechts nach links)

Im Erwachsenenalter erweiterte ich mein Tätigkeitsfeld um künstlerische Bereiche und verdiente meinen Lebensunterhalt teilweise mit Theater- und Soloauftritten. Diese Mischung aus technischen und künstlerischen Fähigkeiten bildete eine solide Basis für die spätere Gründung der Firma yomma. Mein Weg führte mich schließlich in den Übersetzungsbereich, der bis heute einen wichtigen Teil meiner beruflichen Tätigkeit ausmacht. Mit der Gründung der manua GmbH habe ich einen neuen Lebensabschnitt begonnen. Vor einem Jahr habe ich mich von yomma getrennt – eine Entscheidung, die auf unterschiedlichen Vorstellungen von Führung, Grundwerten und Geschäftspraktiken beruhte.

Herausforderungen im tauben Journalismus

Die Diskussion über tauben Journalismus, an der auch Kerstin Reiner-Berthold, Herausgeberin der Deutschen Gehörlosenzeitung, teilnahm, offenbarte die finanziellen Herausforderungen in diesem Bereich. Reiner-Berthold berichtete von sinkenden Abonnentenzahlen und äußerte Bedenken über die Zukunft der Zeitung. Diese Situation verdeutlicht die Notwendigkeit, die taube Medienlandschaft aktiv zu unterstützen und neue Wege zu finden, um qualitativ hochwertigen Journalismus für die Gehörlosengemeinschaft zu erhalten und zu fördern.

Zum ersten Mal präsentierte ich mit meinem Team einen Informationsstand für meine Firma manua GmbH und die Projekte Taubenschlag, Duomano und Julimo. Diese Erfahrung war äußerst lehrreich und zeigte, wie wenig viele Menschen über unsere vielfältigen Aktivitäten wissen. Es wurde deutlich, dass die Komplexität unserer Angebote für viele verwirrend sein kann und einige sogar glaubten, Projekte wie Taubenschlag seien nicht mehr aktiv. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Wichtigkeit solcher Präsenzen, um Aufklärungsarbeit zu leisten und unsere Sichtbarkeit in der Gebärdensprachgemeinschaft zu erhöhen.

Zusätzlich zur Standpräsenz produzierten wir diverse Filmbeiträge, die sowohl auf der Taubenschlag-Website als auch auf dem Instagram-Kanal von Taubenschlag veröffentlicht wurden.

Wa…

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