Amoklauf in einer ehemaligen Oberschule für Gehörlose und Schwerhörige in Örebro

Am Dienstag, den 4. Februar, ereignete sich die tödlichste Schießerei in der Geschichte Schwedens. Auf dem Campus Risbergska, einer Schule in Örebro, starben 11 Menschen, darunter auch der Täter. Der Campus ist in der Gehörlosengemeinschaft sehr bekannt, da er früher eine Oberschule für gehörlose und schwerhörige Schüler war.

Der Campus Risbergska ist jetzt ein Zentrum für kommunale Erwachsenenbildung (Komvux), das 2017 eingeweiht wurde. Im darauffolgenden Jahr wurde der Campus zu einem umfassenden Lernzentrum erweitert, das auch Schwedisch für Einwanderer (SFI), Berufsausbildung und bestimmte Universitätsdienste umfasst. Die Schule hieß früher Risbergska Gymnasiet (Risbergskaskolan) und diente bis zum Frühjahr 2016 als Gymnasium für gehörlose und schwerhörige Schüler.

Um 12:33 Uhr am Dienstag erhielt die Polizei einen Notruf über eine laufende Schießerei auf dem Campus Risbergska. Mehrere Polizeifahrzeuge und Hubschrauber trafen am Tatort ein und erkannten den Ernst der Lage. Die Behörden forderten die Öffentlichkeit schnell auf, sich von dem Gebiet fernzuhalten. Am Nachmittag wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, und die Schüler der nahe gelegenen Schulen mussten aus Sicherheitsgründen in den Gebäuden bleiben. Mehrere Schulen im Stadtzentrum waren ebenfalls gezwungen, Schüler und Lehrkräfte zu beherbergen, darunter das Virginska Gymnasiet und das Rudbeck Gymnasiet, an denen gehörlose Schüler unterrichtet werden. Die Türen wurden einige Stunden später wieder geöffnet, nachdem die Polizei die Situation geklärt hatte.

Die Polizei durchsuchte weiterhin die Schule und führte Sicherheitsmaßnahmen durch. Um Mitternacht bestätigten die Behörden, dass insgesamt 11 Menschen gestorben waren. Die Region Örebro teilte ferner mit, dass derzeit sechs Patienten im Universitätskrankenhaus Örebro behandelt werden, von denen fünf Schusswunden erlitten haben. Drei Frauen und zwei Männer wurden notoperiert, und ihr Zustand wurde als ernst, aber stabil beschrieben. Zwei von ihnen liegen weiterhin auf der Intensivstation. Ein sechster Patient, eine Frau, wird wegen leichterer Verletzungen behandelt. Alle Opfer sind über 18 Jahre alt.

Die Polizei bestätigte auch, dass der mutmaßliche Täter, ein 35-jähriger Mann, unter den Verstorbenen ist. Er verübte den Angriff mit einem Jagdgewehr, für das er einen legalen Waffenschein besaß. Dank der Schusswaffe und des Waffenscheins konnten die Behörden ihn schnell identifizieren.

Im Laufe des Abends und der Nacht führte die Polizei mehrere Ermittlungsmaßnahmen an verschiedenen Orten in Örebro durch. Die kriminaltechnische Untersuchung des Tatorts wurde fortgesetzt, und die Behörden schließen nicht aus, dass noch weitere Personen an der Tat beteiligt gewesen sein könnten.

Die Polizei hat festgestellt, dass in den sozialen Medien falsche Informationen verbreitet werden. Sie bittet die Öffentlichkeit eindringlich, keine ungeprüften Details zu verbreiten und betont, dass es nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und Ermittlungen keinen Hinweis darauf gibt, dass der Täter aus ideologischen Motiven gehandelt hat.

Heute, am 5. Februar, bieten mehrere Gebärdensprachorganisationen ihre Unterstützung an. Das Nationale Frauenhaus und Unterstützungsdienst in Gebärdensprache (NKJT) und das Kinder- und Jugendtelefon in Gebärdensprache (BOUJT) haben von 18:30 bis 20:30 Uhr verlängerte Öffnungszeiten. Diakonin Agneta Wisser steht ab 14:30 Uhr im Jugendzentrum FRITTE für gebärdensprachliche SchülerInnen zur Verfügung. Darüber hinaus organisiert die Nikolai-Gemeinde von 18:00 bis 20:00 Uhr ein Treffen für die Gehörlosengemeinschaft, bei dem Agneta und Vertreter des Gehörlosenvereins von Örebro für Unterstützung und Diskussionen zur Verfügung stehen werden.

Geschrieben von Kenny Åkesson (Teckenrapport), deutsche Übersetzung: Wille Felix Zante

Foto: Futurum Fastigheter

 

Tags: amoklauf, Deaf Journalism Europe, Gehörlosenschule, Örebro, Schießerei, Schweden

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