Ein umstrittenes Posting des Deutschen Gehörlosen-Bundes hat für deutliche Kritik gesorgt. Der Deutsche Gehörlosen-Bund hat in einer Instagram-Story gehörlose Kandidat*innen aller Parteien aufgerufen, sich für Interviews zur Verfügung zu stellen. Brisant dabei: Auch Gehörlose, die bei der AfD eine Kandidatur haben, sind angesprochen worden. Der Deutsche Gehörlosen-Bund hatte 2021 eine Charta unterschrieben unter dem Motto “Wir für Menschlichkeit und Vielfalt”. In diesem gemeinsamen Statement u.a. vom Deutschen Behindertenrat und der Deutschen Gesellschaft der Hörbehinderten hatten damals fast alle großen Sozialverbände eine Zusammenarbeit mit der AfD klar abgelehnt.
In der Gehörlosencommunity sorgte die der Aufruf des DGB für große Kritik. Der Instagram-Kanal “DGS gegen Rechts” kritisierte den Aufruf des DGB ebenfalls. Der Kanal wurde erst vor kurzem gegründet und fand schnell viel Zuspruch, war aber auch vielfältigen Anfeindungen von Rechts ausgesetzt, welche das Team nach eigenen Angaben aber routiniert zur Anzeige bringt.
Taubenschlag fragte beim DGB nach, wieso das Gespräch mit gehörlosen AfD-Kandidierenden gesucht wurde:
“Es gibt hier offenbar ein Missverständnis: Unsere Aufforderung bedeutet keine inhaltliche Zusammenarbeit mit der AfD. Wir sind nach unserer Satzung gehalten, parteipolitisch neutral zu sein.”
Da die AfD eine Partei sei, müssen sich gehörlose mündige Bürger über diese informieren können, so der DGB.
“Unsere Haltung zur ‚Erklärung für Menschlichkeit und Vielfalt‘ bleibt daher weiterhin unverändert.”
In einem weiteren Video stellt der DGB dann noch öffentlich klar, dass sie parteipolitisch “neutral” seien, aber in jedem Fall gegen Extremismus wären, wenn dieser die Demokratie gefährdet. Ein klares Bekenntnis gegen die AfD fehlte aber.
Wir fragten die Initiative “DGS gegen rechts”, ob “gegen Extremismus sein” vom DGB als Aussage reichen würde. Die Antwort:
“Die bisherige Reaktion des DGB reicht uns nicht aus. […] Angesichts des historischen Hintergrunds erwarten wir jedoch mehr Sensibilität seitens des DGB.”
Weiter ist die Initiative vor allem wegen der aktuellen gesellschaftlichen Situation und Stimmung beunruhigt:
“Viele Menschen spüren, dass die Gesellschaft nach rechts rückt, deshalb fanden wir das Statement sehr befremdlich.”
Auf die Frage, was sie sich vom DGB gewünscht hätten, ist wie folgt:
“Wir erwarten, dass der DGB sich deutlich gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft positioniert und Minderheiten schützt. […] Besonders irritierend ist, dass der DGB sich erst nach Aufforderung positioniert und lange gezögert hat, ein Statement zu veröffentlichen.”
Weiter wünscht man sich
“eine klare öffentliche Stellungnahme. Der DGB muss akzeptieren, dass es auch Kritik an ihm geben kann – besonders als Vertreter*in öffentlicher Ämter.”
Es bleibt abzuwarten, ob der DGB eine klare Aussage gegen Rechts und die AfD formulieren wird.
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
„…bedeutet keine inhaltliche Zusammenarbeit mit der AfD…..“ , hmmm.
Aber DGB (Wir für Menschlichkeit und Vielfalt) bietet eine öffentliche Plattform für einen Kandidat einer rechtsextremen Partei an.
Wie passt das zusammen?