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“Wenn sie keine Inklusion haben, dann sollen sie doch verdolmetschte Nachrichten gucken” 

Vorweg: Den Satz “Dann sollen sie doch Kuchen essen” hat Marie Antoinette nie gesagt, jedenfalls finden sich keine Belege dazu. Die Legende geht so, dass die französische Bevölkerung  im Zuge der französischen Revolution vor dem Palast der Noch-Königin protestierte, weil das Brot zu teuer war. Die Königin soll daraufhin reagiert haben, dann könne man doch Kuchen essen. Nur: Das hat sie wahrscheinlich nicht. Es ist aber trotzdem ein schönes Sinnbild dafür, wie sehr die Wahrnehmung auseinander gehen kann. Interessanterweise kam es bei einer Befragung im Rahmen des Deaf Journalism Europe-Projekts zu einer ähnlichen Äußerung durch eine Taube Probandin.

Doch erstmal, worum geht es bei Deaf Journalism Europe, kurz DJE? Es handelt sich dabei um ein Projekt, das der Vernetzung und Verbreitung des Tauben Journalismus dienen soll. Aus Deutschland war Taubenschlag als Vertretung beteiligt. Unser Ziel war es, Nachrichten direkt in Gebärdensprachen zu produzieren. Natürlich wollten wir dazu dann auch von unserem Publikum wissen, ob es nicht vielleicht einfach ausreicht, wie gewohnt um 20:00 auf Phoenix Dolmetscherinnen einblenden zu lassen. Warum sollte man ein funktionierendes System nicht beibehalten?

Unsere Kollegen aus Flandern von VGT nieuws haben eine DJE-Studie maßgeblich vorangetrieben, mit der genau hierauf Antworten gefunden werden sollten. Vorab: Über drei Viertel, also eine deutliche Mehrheit der befragten Personen, wünschten sich Taube Moderationen. Die anderen Optionen waren Taube Dolmetscherinnen, oder eben hörende Dolmetscherinnen, die beide ungefähr gleichauf lagen mit 11 und 12 Prozent respektive. 

In der Studie werden zwei Konzepte beschrieben: einmal das “hearing framework” und dann das “Deaf framework”, jeweils im Deutschen übersetzt mit “hörender Rahmen” und “Tauber Rahmen”. Im Grunde heißt das nichts anderes als der Rahmen, in dem die Nachrichtentexte ursprünglich entwickelt werden. Im “hörenden Rahmen” werden vor allem Dolmetscherinnen eingesetzt, wodurch die altbekannten Probleme wieder auftauchen: wenig erstsprachliche Kompetenz in Gebärdensprachen und eine teilweise als “künstlich” bezeichnete Gebärdensprache. Auch wird beschrieben, dass die Dolmetscherinnen sich eher darauf konzentrieren würden, effizient zu arbeiten, ihre Arbeit also “prozessorientiert” anzugehen, statt als Ziel zu haben, dass das Publikum die Inhalte versteht. Wenn die Inhalte eben verdolmetscht werden, und das oft auch noch “live”, dann ist es vielleicht gar nicht anders möglich. Am Rande kritisiert die Studie auch, dass nicht alle Inhalte eines Nachrichtentages verdolmetsc…

Tags: Dolmetschen, Gebärdensprachdolmetschen, Katja Fischer, Kira Knühmann-Stengel, Phoenix

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